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Samurai Shiatsu Übersetzung

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Einleitung

 

 

In den letzten Jahren zeigt sich in vielen europäischen Ländern ein wachsendes Anliegen von Lehrpersonen: Die Atmosphäre im Klassenzimmer verschlechtert sich zunehmend, und viele sind auf der Suche nach wirksamen Lösungen.

Ein möglicher Ansatz ist das Samurai-Schulprogramm. Nach überwiegend positiven Rückmeldungen von Lehrer:innen und Schüler:innen wird es in immer mehr Schulen eingeführt.

 

Im Jahr 2015 wurde das Programm auf dem Jahreskongress der American Academy of Medical Acupuncture (AAMA) in St. Louis, Missouri, offiziell in den USA vorgestellt und stieß dort auf große Zustimmung. Noch im selben Jahr fand in St. Petersburg, Florida, das erste Train-the-Trainer-Seminar statt.

Ziel dieses Artikels ist es, das zunehmende Interesse am Samurai-Schulprogramm zu erklären.

 

Eine Antwort findet sich in der täglichen Praxis von Kinderärzt:innen. Die häufigsten Gründe für eine pädiatrische Konsultation bei Kindern im Alter von 6–12 Jahren sind: Haltungsprobleme, kurze Aufmerksamkeitsspanne, Konzentrationsstörungen und auffälliges Sozialverhalten.

 

Die üblichen nicht-medikamentösen Behandlungsansätze beinhalten Physiotherapie, Ergotherapie, Osteopathie oder Psychotherapie. Diese Therapien sind jedoch oft mit einem Nachteil verbunden:

Kinder, die solche Behandlungen durchlaufen, erleben sich als „gestört“ oder „nicht richtig“ – sie werden pathologisiert.

 

Dabei beruhen viele dieser Auffälligkeiten nicht auf einer Krankheit, sondern sind Entwicklungsverzögerungen – oft bedingt durch Bewegungsmangel oder fehlende Zugänge zu körperlich-sinnlicher Erfahrung (z. B. durch übermäßige Digitalisierung).

Das Samurai-Schulprogramm setzt hier an: Es fördert gezielt Bewegung, Haltungsbewusstsein und Aufmerksamkeit in der Altersgruppe von 6–12 Jahren – mit einfachen Mitteln und ohne Technik.

In seiner Einfachheit fördert es die Gesundheit und stärkt die Konzentrationsfähigkeit.

 

 

 

 

Körperliche Aktivität als Ausdruck von Kommunikation

 

 

Bevor ein Kind die verbale Sprache beherrscht, sind Bewegungen die wichtigste Form der Kommunikation. Durch Bewegung werden Bedürfnisse ausgedrückt und soziale Bindung aufgebaut.

Bis etwa zum 8. Lebensjahr erschließt ein Kind seine Umwelt primär über Bewegung. Dabei ist eine Fähigkeit eng mit der Bewegung verknüpft: Wahrnehmung.

 

Wahrnehmung ist Voraussetzung dafür, dass Kinder (und Erwachsene) mit ihrer Umgebung in Beziehung treten und auf Reize reagieren können.

 

 

 

 

Meridianentwicklung

 

 

Wahrnehmung findet nicht isoliert statt. Im Alltag müssen verschiedene Wahrnehmungsbereiche gleichzeitig aktiviert werden.

Gerade in der kindlichen Entwicklung spielen die taktilen, propriozeptiven und vestibulären Systeme – die sogenannten Grundsinne – eine zentrale Rolle.

 

Diese Sinne sind bestimmten Meridiangruppen zugeordnet. Obwohl sich die Meridiane bei Kindern noch in der Entwicklung befinden, gelten sie als Taktgeber für die kindliche Reifung.

Es wird davon ausgegangen, dass Meridiane erst mit dem Abschluss der Pubertät vollständig ausgereift sind.

 

Das von den Autor:innen über drei Jahrzehnte entwickelte Modell der energetischen Entwicklung zeigt:

Wie das motorische und sensorische System ist auch das energetische System bei der Geburt noch unreif.

Meridiane reifen schrittweise – durch stimulierende Impulse, auf die sie unterschiedlich oder manchmal gar nicht reagieren.

 

 

 

 

Die drei Meridiangruppen

 

 

Die zwölf Hauptmeridiane gliedern sich im ersten Lebensjahr in drei Gruppen mit jeweils vier Meridiane:

 

  • Vorderseite: Lunge, Dickdarm, Milz, Magen

  • Seitliche Gruppe: Perikard, Dreifacher Erwärmer, Leber, Gallenblase

  • Rückseite: Herz, Dünndarm, Niere, Blase

 

 

Jede dieser Gruppen ist mit einem spezifischen Entwicklungsthema verknüpft und zeigt eigene Reifungsdynamiken.

 

 

 

 

Entwicklungsthemen der Meridiangruppen

 

 

Die vordere Gruppe (Lunge, Dickdarm, Milz, Magen) enthält den Impuls zur Zentrierung – also zur inneren wie äußeren Mitte.

Sie beeinflusst motorische und emotionale Stabilität, sowie die Fähigkeit, eigene Grenzen und die Grenzen anderer wahrzunehmen.

Der dieser Gruppe zugeordnete Grundsinn ist die Berührung (taktile Wahrnehmung).

Meridiangruppe der Seite (Abb. 2)

 

 

Diese Gruppe ist verantwortlich für Rotation.

Motorische und koordinative Bewegungsformen – wie sie im Alltag ständig gebraucht werden – basieren auf dieser Funktion.

Die Fähigkeit, sich geschmeidig zu bewegen, sicher zu stürzen, geistig flexibel zu sein oder sich durchs Leben zu „manövrieren“, gründet auf körperlicher und geistiger Rotationsfähigkeit.

 

Der zugeordnete Grundsinn ist der Gleichgewichtssinn (vestibuläres System).

 

Abb. 2:

Meridiangruppe der Seite – dargestellt als schattierte Körperbereiche.

 

 

 

 

Meridiangruppe des Rückens (Abb. 3)

 

 

Diese Gruppe umfasst eine grundlegende Entwicklungsstufe im Säuglingsalter:

Vom Abstützen auf den Armen in Bauchlage bis zum Vierfüßlerstand in der späteren Kindheit.

 

Im Erwachsenenalter zeigt sich die Qualität dieser Gruppe in der Fähigkeit, aus dem Bett aufzustehen – sowohl körperlich („Ich sitze auf und stehe auf“) als auch mental („Ich muss jetzt aufstehen, aktiv werden“).

 

Die zentrale Qualität dieser Meridiangruppe ist der Impuls zur Aufrichtung – innerlich wie äußerlich.

 

Der zugeordnete Grundsinn ist die Tiefenwahrnehmung (propriozeptives System).

 

Abb. 3:

Meridiangruppe des Rückens – dargestellt als schattierte Körperbereiche.

Die Meridiane als Kommunikationsnetz

 

 

Es lässt sich leicht beobachten, dass die noch heranreifenden Meridiane ein Kommunikationsnetz zwischen dem Kind und seiner Umwelt bilden.

Über diese Verbindung ermöglichen sie die Integration von Reflexen und Reizen – und sind somit auch für Haltung, Bewegung, Persönlichkeitsentwicklung und Verhaltensmuster mitverantwortlich.

 

Das Wissen um die Zusammenhänge zwischen motorischen, sensorischen und energetischen Ebenen eröffnet neue Perspektiven in der kindlichen Entwicklung – und damit auch zielgerichtete Förderansätze.

 

 

 

 

Fokus auf die Rückseitige Meridiangruppe

 

 

Das Samurai-Schulprogramm legt besonderen Fokus auf die Meridiangruppe des Rückens. Neben den bereits erwähnten Aspekten wie innerer und äußerer Aufrichtung und Tiefenwahrnehmung ist diese Gruppe mit folgenden Entwicklungs- und Lebensthemen verbunden:

 

  • Konzentrationsfähigkeit

  • Hintere Körperwahrnehmung / Differenzierung

  • Fähigkeit zuzuhören

  • Sprachentwicklung

 

 

Viele Kinder haben nicht ausreichend Gelegenheit, diese Meridiangruppe vollständig reifen zu lassen.

Wichtige Reize fehlen – z. B. durch fehlendes Liegen in Bauchlage im Säuglingsalter (oft aus Angst vor dem plötzlichen Kindstod).

Später, zwischen 3 und 6 Jahren, fehlen im häuslichen und schulischen Umfeld oft die Möglichkeiten für freies Bewegen.

 

Ziel des Programms ist es, die Reifung der Meridiangruppen gezielt zu unterstützen, um Kindern jene Grundkompetenzen zu ermöglichen, die sie für schulischen und sozialen Erfolg brauchen.

 

 

 

 

Entstehung des Samurai-Schulprogramms

 

 

Die beiden Autor:innen dieses Artikels widmen sich seit rund 30 Jahren der Kinderarbeit und gründeten das Therapeuticum Rhein-Main im Raum Frankfurt.

Dort werden sowohl schulmedizinische als auch sino-japanische Diagnose- und Therapieverfahren angewendet.

 

In ihrer schulischen Feldforschung stellten sie insbesondere in den letzten 20 Jahren zwei zentrale Beobachtungen fest:

 

  1. Fehlende Propriozeption bei Schüler:innen

  2. Fehlende soziale Kompetenzen

 

 

Diese beiden Beobachtungen bildeten die Grundlage für die Entwicklung des Samurai-Schulprogramms.

 

 

 

 

1. Fehlende Propriozeption

 

 

In der Schule zeigt sich fehlende Körperwahrnehmung z. B. durch ständiges Zappeln oder Unruhe.

Ein Grund: Die Kinder können sich selbst nicht richtig spüren – was häufig zu Haltungsproblemen und verspäteten Reaktionen führt.

 

Langes Sitzen kann dann zu Rücken- oder Kopfschmerzen oder einem allgemeinen Unwohlsein führen.

Um dem entgegenzuwirken, versuchen Kinder unbewusst, mit ihrer Haltung zu „kämpfen“ – was sich wiederum in Bewegungsunruhe äußert.

So wird ihre Energie auf den Körperfokus statt auf den Unterricht gelenkt.

Dies kann zu einer vorschnellen Diagnose von ADHS führen.

 

Das Gegenteil wäre eine stabile Körperwahrnehmung – und damit die Voraussetzung für Selbstwahrnehmung.

Kinder, die ihren Körper von innen wahrnehmen, nehmen Besitz von sich selbst.

Der Begriff „Propriozeption“ stammt aus dem Lateinischen:

 

  • proprium = „das Eigene“

  • capere = „ergreifen“

 

 

Wer sich selbst spürt, ist präsent, zentriert und aufnahmefähig.

 

 

 

 

2. Fehlende soziale Kompetenzen

 

 

Wer sich selbst nicht richtig wahrnimmt, kann auch die Grenzen anderer nicht respektieren.

Das führt in Klassen häufig zu Konflikten, vor allem in fremden oder kulturell gemischten Umfeldern.

Hier entstehen oft Vorurteile, etwa durch Unterschiede in Hautfarbe, Herkunft oder Religion.

 

Diese Erkenntnisse führten zur zentralen Fragestellung des Programms:

 

Wie kann eine effektive Lernsituation für alle geschaffen werden?

 

Drei Prinzipien standen dabei im Zentrum:

 

  1. Wohlgefühl in der Gemeinschaft

  2. Anerkennung & Respekt für Vielfalt (kulturell, sozial, individuell)

  3. Einfühlungsvermögen – was braucht der andere, damit es ihm gutgeht?

 

 

 

 

 

Selbstwirksamkeit fördern

 

 

Das Programm stärkt auch die Selbstwirksamkeit:

 

Was kann ein Kind selbst tun, wenn es z. B. Prüfungsangst hat?

 

Konkrete Übungen (z. B. Akupressurpunkt PC8 mit dem „Zauberstein“ massieren) helfen Kindern, sich selbst zu beruhigen und zu regulieren.

 

 

 

 

Module des Samurai-Schulprogramms

 

 

Zur Förderung von Propriozeption, sozialen Kompetenzen, Respekt, Anerkennung und Selbstwirksamkeit enthält das Programm folgende Module:

 

  • Behandlungssequenz aus dem Samurai-Shiatsu

  • Bewegungsübungen

  • Spannende Einblicke in die japanische Kultur

 

 

 

 

 

Warum der Name „Samurai“?

 

 

Das Wort Samurai bedeutet:

 

„Dienender“, „Gefährte“, „Beschützer“.

 

Es steht im Programm nicht für Kämpfen, sondern für:

 

  • Mut

  • Kraft

  • Gesundheit

  • Achtsamen Umgang mit sich selbst und anderen

 

 

Die Schüler:innen lernen schnell, dass diese Bedeutung ganz anders ist als ihre ursprünglichen Assoziationen (z. B. „Ninja-Kämpfer“).

Gerade dieses Missverständnis weckt Neugier – besonders bei Buben – und schafft Zugang.

 

 

 

 

Die Geschichte von Kooko und Hanako

 

 

Das Programm ist eingebettet in eine Erzählung über zwei fiktive Samurai-Kinder: Kooko und Hanako.

Die Geschichte wird durch Bilder unterstützt und spricht Kinder verschiedenster kultureller Hintergründe an.

 

Die Kinder erfahren u. a., dass es in Japan sowohl männliche als auch weibliche Samurai gab.

Die Handlung spielt vor rund 200 Jahren in Japan, in einer für die Kinder fremden, faszinierenden Welt – was ihr Interesse und ihre Offenheit zusätzlich stärkt.

Kulturelle Öffnung durch spielerische Identifikation

 

 

Indem jedes Kind – unabhängig von kulturellem Hintergrund – eingeladen wird, in die Rolle eines Samurai zu schlüpfen, führt das Samurai-Schulprogramm Kinder spielerisch an das „Fremde“ heran.

Es ermutigt sie, Neues auszuprobieren, ohne dass Widerstand oder Vorurteile entstehen.

 

Je stärker sich ein Kind in den Spiel- und Übungssequenzen mit der Rolle identifiziert, desto eher kann es mit sich selbst und seinen Fähigkeiten experimentieren.

Dies ermöglicht einen direkten Zugang zu verhaltensverändernden Aspekten des Programms – aus der eigenen Erfahrung heraus.

 

Ein weiterer wesentlicher Vorteil: Auch Kinder mit motorischen Herausforderungen finden leichter Anschluss an die Gruppe, da es in den Übungen nicht um Leistung, sondern um das Verkörpern der inneren Haltung eines Samurai geht.

 

 

 

 

Samurai Shiatsu

 

 

Unsere Welt braucht Menschen mit zündenden Ideen. Doch dafür braucht es Teamarbeit – und die beginnt bereits in der Schule.

Im respektvollen Berühren und Berührt-Werden sowie in gemeinsamer Bewegung wird dieser Geist der Kooperation und Achtsamkeit gefördert.

 

Das Samurai-Schulprogramm schult Bewegung, Haltung und Wahrnehmung.

Dank der klaren Struktur können die Schüler:innen die Übungen nach nur drei Schulstunden selbstständig durchführen.

 

Der zentrale Bestandteil ist das Samurai Shiatsu – eine kindgerechte Form des japanischen Shiatsu, angepasst an Alter und Schulalltag.

Shiatsu basiert auf den Meridianlehren der TCM und wird im Programm so vermittelt, dass Kinder sich gegenseitig behandeln können, ohne viel Vorbereitungszeit.

 

 

 

 

Pädagogische Grundprinzipien

 

 

Zu den zentralen Prinzipien von Shiatsu – und damit auch des Samurai Shiatsu – zählen:

 

  • Respektvoller Umgang miteinander

  • Wahrung eigener und fremder Grenzen

  • Verlässliche Rituale

 

 

Deshalb ist das Programm spielerisch-rituell aufgebaut.

Ein Beispiel: Zu Beginn und am Ende jeder Sequenz verbeugen sich die Kinder voreinander.

So wird das Annehmen von Regeln und Strukturen auf liebevolle Weise gefördert.

 

 

 

 

Achtsame Berührung als soziales Lernen

 

 

Bevor ein Kind Samurai Shiatsu bei einem anderen anwendet, fragt es immer:

 

„Darf ich dich berühren?“

 

Während der Behandlung stellt das gebende Kind dem empfangenden Kind mehrmals Fragen zu dessen Wohlbefinden und Bedürfnissen.

So lernt das empfangende Kind, auf sich selbst zu hören und seine eigenen Grenzen zu spüren und mitzuteilen.

 

Das gebende Kind lernt seinerseits, die Grenzen des anderen zu respektieren und die eigene Kraft bewusst und dosiert einzusetzen – eine wichtige Kompetenz, insbesondere für unruhige oder impulsive Kinder.

 

Am Ende jeder Sequenz sagt das gebende Kind:

 

„Danke, dass ich an dir üben durfte.“

 

 

 

 

Umsetzung des Samurai-Schulprogramms

 

 

In der begleitenden Geschichte erhalten die Samurai-Kinder Kooko und Hanako folgende „Hausaufgabe“:

 

  1. Was kann ich tun, um meinen Rücken gesund und stark zu halten?

  2. Welche Tricks helfen mir, mich besser zu konzentrieren und zu lernen?

 

 

Basierend auf diesen Fragen entwickelten die Autor:innen (symbolisch als Kooko & Hanako) die Übungsabfolge und Behandlungsstruktur des Programms.

Herzstück ist das Samurai Shiatsu, das idealerweise einmal pro Woche für 30–45 Minuten über drei Wochen durchgeführt wird.

 

In dieser Zeit werden Lehrpersonen und Schüler:innen durch einen geschulten Trainer*in eingeführt.

Es braucht keine Möbelumstellung, keine Umkleidung – Shiatsu erfolgt bekleidet und dauert pro Kind maximal 8 Minuten.

 

 

 

 

Beispiel einer Behandlungssequenz

 

 

So wird Samurai Shiatsu in der Praxis durchgeführt:

 

Ein Kind sitzt auf einem Stuhl, das Partnerkind steht dahinter.

Zunächst fragt es:

 

„Darf ich dich berühren?“

 

Dann reibt es die Hände warm, legt sie achtsam auf die Schultern des anderen Kindes (siehe Abb. 5) – und beginnt mit der kurzen, liebevoll durchgeführten Behandlung.

Behandlungssequenz 1: „Samurai wärmt in der Sonne“

 

 

Dies ist die erste Sequenz im Samurai-Shiatsu. Das behandelnde Kind fragt:

 

„Wärmt die Sonne genug?“

 

Falls nicht, reibt es seine Hände erneut aneinander, um mehr Wärme zu erzeugen. Ziel dieser Übung ist:

 

  • Kontaktaufnahme

  • Vertiefung der Selbstwahrnehmung

  • Aktivierung von Ki (chinesisch: Qi)

 

 

 

 

 

Behandlungssequenz 2: „Samurai, Bär und Tiger begegnen sich“

 

 

Hier gleiten die Hände des gebenden Kindes wie Bärenpranken beidseitig entlang der Blasemeridiane von oben nach unten (Abb. 6).

Anschließend streichen die Hände wie Tigerpfoten sanft auf der Wirbelsäule (Du Mai) von unten nach oben zurück.

 

Ziele dieser Sequenz (Funktionen des Blasenmeridians):

 

  • Tiefenwahrnehmung des Rückens verbessern

  • Aufrichtung fördern

  • Rückengrenzen spürbar machen

  • Konzentration und Wachheit steigern

 

 

 

 

 

Wirkungen von Samurai-Shiatsu

 

 

Samurai-Shiatsu wirkt nicht nur auf das empfangende Kind, sondern auch auf das Kind, das behandelt.

Durch gezielte Handbewegungen werden auch die Mund- und Zungenmotorik angeregt – ein Prinzip, das in der Ergo- und Logopädie bekannt ist.

 

Fingerübungen verbessern:

 

  • Hirndurchblutung

  • Kurzzeitgedächtnis

  • Merkfähigkeit

  • und indirekt die Sprachkompetenz

 

 

 

 

 

Wissenschaftliche Begleitung

 

 

Kinder reagieren laut dem Mark-Jansen-Gesetz besonders sensibel auf Reize, da sie sich im Wachstum befinden.

Berührungen mit Respekt und Maß – wie im Samurai-Programm – können daher tiefe positive Effekte haben.

 

Seit 2013 wird das Programm wissenschaftlich begleitet durch das Steinbeis-Institut für körperbezogene Therapien in Berlin.

Dabei werden Selbsteinschätzungen und Verhaltensveränderungen bei Kindern zwischen 6 und 12 Jahren ausgewertet.

Vorläufige Ergebnisse zeigen:

 

  • Verbesserung der Haltung

  • besseres Sozialverhalten im Klassenverband

  • bessere Konzentration

  • stressresistenteres Verhalten

 

 

 

 

 

Internationale Perspektive

 

 

Das Samurai-Schulprogramm wird heute in mehreren Ländern praktiziert:

Neben dem deutschsprachigen Raum (DACH) auch in den Niederlanden, Großbritannien, Ungarn und Japan.

 

Auch außerschulische Einrichtungen wenden das Programm erfolgreich an.

Daher wurde der Begriff „Samurai-Programm“ als Dachbezeichnung eingeführt.

 

Beispiele für angepasste Versionen:

 

  • Deutscher Kinderschutzbund

  • Jugendrotkreuz

  • Deutscher Sportbund

 

 

2013 wurde eine Kindergarten-Version für Kinder zwischen 3–6 Jahren entwickelt – mit Reimformeln und altersgerechten Übungen.

 

 

 

 

Samurai für Senior:innen

 

 

Auch ältere Menschen profitieren von Elementen des Programms.

In Altersheimen wird das Konzept als

 

„Samurai Shiatsu – Bewegt werden und sich bewegen für Senioren“

angeboten, in Zusammenarbeit mit Demenzfachpersonen.

 

Hier wird besonders auf die körperlichen Fähigkeiten und emotionalen Bedürfnisse älterer Menschen eingegangen – z. B. bei Demenz oder Bewegungseinschränkung.

 

 

 

 

Diskussion

 

 

Das Programm stärkt Schüler:innen wortwörtlich und symbolisch „den Rücken“.

Viele Verhaltensprobleme (Unruhe, Konzentrationsmangel, mangelnder Respekt, Teamfähigkeit) haben ihre Ursache in einer nicht ausreichend entwickelten Körperwahrnehmung.

 

Das Programm ist einfach umsetzbar, braucht wenig Zeit, spricht aber alle Kulturen an und könnte auf weitere Arbeitsfelder ausgeweitet werden.

 

 

 

 

Fazit

 

 

Das Samurai-Programm verbindet:

 

  • hohe Wirksamkeit

  • geringen Zeit- und Kostenaufwand

  • spielerische Struktur

 

 

Es schafft Leichtigkeit und Mut, Neues zu wagen – auch Fehler dürfen sein.

Die Einbettung in eine Geschichte aktiviert die Fantasie und öffnet innere Räume für Wachstum und Entwicklung.

 

Die Kinder erkennen: Fehler sind nicht Versagen – sondern Teil des Weges zur Selbstwirksamkeit.

 

Mit seiner klaren Struktur, tiefem Inhalt und breiten Anwendbarkeit ist das Programm eine wertvolle Bereicherung – nicht nur für Schulen.

 

Mehr Informationen:

www.samurai-shiatsu.de

www.samurai-shiatsu.co.uk

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